Marley, Bob / Langer, Michael
„I Shot The Sheriff“ ist dank seiner eingängigen Melodik und des berühmten Gitarren-Riffs (Takt 1-4) einer der bekanntesten Reggae-Songs aller Zeiten. Die Melodie in der 1. Gitarre (Teile A, B und D) ist rhythmisch einfach gehalten, da sie in höheren Lagen gespielt werden soll (V., VII. bzw. X. Lage). Die 2., 3. und 4. Gitarre bleiben in der I. und II. Lage, sind von der Melodik her sehr einfach, von der Rhythmik her aber interessanter gesetzt, sodass sich im Zusammenklang Akkorde, Chorstimmen, die typische Bassführung und einige Raffinessen der Reggae-Begleitung finden lassen. Teil C bringt eine Art ausgeschriebene Improvisation in der 2. und 3. Gitarre, die sich beim Solieren abwechseln und ergänzen sollen.
8 Seiten + 4 Einleger
Eine Aufnahme dieses Arrangements finden Sie unter dem angegebenen Link.
"I Shot The Sheriff" auf Youtube
Die inzwischen auf sieben Ausgaben angewachsende Reihe "Acoustic Pop Guitar Ensemble", die von Michael Langer betreut wird, bleibt sich mehr oder weniger treu, indem moderne Stücke in Bearbeitungen vorgelegt werden, die im Schwierigkeitsgrad im unteren Level angesiedelt sind. Das nennt man eine Chance für Einsteiger, aber auch für diejenigen Schüler, denen die Begeisterung für "ihre" (oder die der Lehrer?) Klassiker à la Carulli, Carcassi & Co. ein wenig abhanden gekommen ist und die über Stücke wir etwa "House of the rising sun" oder "Morning has broken" inzwischen den Mantel der Langeweile ausgebreitet haben.
Pure Lust an neuen Stücken (was ist neu?) soll vermutlich mit einem Reigen an Titeln geschürt werden, die eine große Popularität besitzen und darüber hinaus mit berühmten Namen der Pop-Szene belegt sind. So konnte man in dieser Serie schon der Black-Power von James Brown oder Michael Jackson nachspüren, sich von den Eagles mit "Hotel California" anstecken lassen oder Peter Fox' "Haus am See" besuchen. Langer hat ein geschicktes Händchen, bei seiner Auswahl nicht nur an sich zu denken, sondern ein musikalisches Abbild der Pop-Ten zu liefern.
Die Rezeptur ist (immer) einfacher als die Erstellung eines funktionierenden Arrangements. Welche Überlegungen einfließen müssen, um den unterschiedlichen Aufgaben, die sich an die Spieler richten, gerecht zu werden, wird Langer selbst am besten wissen. Der Anspruch nach einem gut klingenden Satz für 4 Gitarren, der die Fähigkeiten der Spieler nicht überfordert (es sollte eher easy bis medium sein) stößt doch gerade bei Popmusik der "härteren Gangart" auf "natürliche" Grenzen. Und dann womöglich noch auf Nylonsaiten gespielt!
In Langers neuen Ausgaben, die hier mit der Nr. 6 "Happy" von Pharrell Williams und Nr. 7 Bob Marley's "I Shot The Sheriff" vorliegen, schaut das Notenbild zuweilen so aus, als sei eine Blockflöte gemeint. Einstimmige Linien, viele Pausen, oftmals lange Noten, einige Synkopen. Klar, auch ausnotierte Akkorde, Lagenspiel, Verzierungen, Perkussives - das ist dann auch speziellen Effekten geschuldet, ohne die solche Stücke farblos wären. Also es ist sowohl Fantasie gefragt als auch Mut zur Improvisation, die immer wieder mit in die Arrangements eingebaut sind. Die Begeisterung wird sicher beim Proben dieser Stücke wachsen, der Lerneffekt liegt auf der Hand. Die Ausgaben sind optimal eingerichtet, sie enthalten einen kurzen Abriss zu den Stücken / Interpreten und weisen auf Besonderheiten in der Spielweise hin. Jedes Stück ist als Partitur mit den vier zusätzlichen Gitarren-Einzelstimmen erhältlich, so dass es sofort losgehen kann. Wer Glück hat, findet für die Fassungen auch akustische Vorlagen im Internet. Aber das ist ein Zusatzservice, der mit der Notenausgabe nichts zu tun hat.
In erster Linie geht es bei diesen Ausgaben um das Ensemble-Spiel, das - ein Blick in die Partitur besagt es - für alle Spieler machbar und "entschärft" ist. Man hat (bei diesen beiden Stücken) auf Akkordsymbole bzw. Begleitakkorde komplett verzichtet, dafür aber umso mehr Wert gelegt auf das Melodiespiel - ob in den hohen Stimmen oder im Bass. Es gibt einige wenige Fingersätze, interessanterweise auch für die Anschlagshand (ein Indiz also für Fingerstyle resp. für klassischen Anschlag). Somit ist der Einsatz im Gruppenspiel oder -unterricht durchaus angesagt und empfehlenswert. Als Ergänzung würden sich dafür zusätzliche Schlaginstrumente anbieten.
Erschienen in "Gitarre aktuell" II/15, Seite 28/29
"Michael Langers Serie "Pop Guitar Ensemble" hat Zuwachs bekommen. Der österreichische Fingerstyle-Gitarrist hat zwei weitere Hits für vier Gitarren arrangiert und bearbeitet: den unverwüstlichen Marley-Hit "I Shot The Sheriff" (Band 7) und "Happy" (Band 6). Beides sicher gern gespielte Songs mit großer Nachfrage in der Gitarristengemeinde und gerade bei Gitarren-Ensembles an Musikschulen. Darin liegt auch das größte Potenzial dieser Arrangements, denn damit lassen sich Schüler motivieren. Und Langers Sachen klingen immer gut und überzeugend, fangen die Originale passend ein, liegen prima auf der Gitarre und sind angenehm spielbar. Das Material ist mit Gesamtpartitur plus Stimmenauszüge professionell verlegt, das Notenbild bietet ausreichend Fingersätze, allerdings sind keine Tabs dabei."
Erschienen in "Akustik Gitarre" 6/15, Seite 12