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Reif, Werner
Mit Kompositionen von Miguel de Fuenllana, Luys
de Narváez, Alonso Mudarra und Diego Pisador.
"In seiner mehrteiligen Reihe "Lautenstücke aus der Renaissance bearbeitet für Gitarre" hat sich der Autor Werner Reif nach Italien, England, Frankreich und Deutschland nun "Spanien" vorgenommen und sich vier großen Komponisten bzw. Lautenisten dieses Landes gewidmet. Aber halt, hier sitzen wir einem kleinen Etikettenirrtum auf, denn - so gesteht es der Autor selbst in seiner Ausgabe - in Spanien war die Laute im 15. und 16. Jh. kaum in Gebrauch, womit es sich bei der vorliegenden Sammlung ausschließlich um Musik für Vihuela da mano und vierchörige Gitarre handelt. Der Titel der Heftreihe sollte davon unbeschadet bleiben, also beließ man es bei dem bisherigen Namen.
Damit wird wohl auch niemand Probleme haben, denn immerhin geht man an die Wurzeln der Gitarre zurück, in eine Epoche, in der die Identifikation der Sechssaitigen eher diffus ist. Einige meinen, ihre Geburtsstunde läge in dieser Zeit, andere hingegen siedeln das Ereignis viel, viel früher an. Und so ist es denn auch nicht verwunderlich, dass man nach Merkmalen der Übereinstimmung sucht, zum Beispiel entweder in der Form der Instrumente, in der Besaitung oder der Stimmung. Das Zitat, das Reif in seinem Vorwort über die Vihuela bringt "... sieht aus wie eine Gitarre und klingt wie eine Laute" dürfte die Unsicherheit einer konkreten Instrumentenbestimmung verdeutlichen.
Aber wie dem auch sei, in der 40seitigen Ausgabe geht es ja um die komponierte Musik (mit Transkriptionen hatte die Gitarre eh nie Probleme) von Miguel de Fuenllana, Luys de Narváez, Alonso Mudarra und Diego Pisador. Das sind auch für Gitarristen keine fremden Namen, wir verbinden mit ihren Kompositionen meist die Stücke, die wir aus den Zeiten Yepes' oder Segovias kennen, als man noch Programme aus x-Jahrhunderten zusammenbrachte.
Insgesamt 17 Sätze hat Reif für seine Sammlung ausgewählt, die für den Interessierten einen lohnenswerten Ausflug durch diese Musik des 16. Jahrhunderts bieten und einen wirkungsvollen musikalischen Eindruck vermitteln. Fantasien, Pavanen, Romanzen, Lieder - ein Füllhorn an Themen, Melodien und reizvollen Sätzen, die mit sinnvollen Fingersätzen versehen sind in einem übersichtlichen Notendruck. Bei den meisten Stücken - außer denen für 4-chörige Gitarre von Mudarra - wird das Umstimmen der g-Saite nach fis empfohlen, womit nicht nur mehr Authentizität, sondern auch eine merkbare Spielerleichterung erreicht wird.
Die Textbeiträge zu den Komponisten, den Stücken und Fingersätzen sind ebenfalls eine abrundende Ergänzung zu dieser erfreulichen Ausgabe. Autor und Verlag haben auf eine (bei solchen Ausgaben eher übliche) Dokumentation der Quellen verzichtet und bieten stattdessen die Informationen darüber auf Anfrage per E-Mail an. Das sind eben auch "modern times" für alte Musik, und man beginnt darüber nachzudenken, ob damit eigentlich noch einem bibliophilen Anspruch (der ja auch für Notenausgaben einmal gegolten hat) gerecht wird. Übrigens, der Druckfehler im Namen des Gitarrenbauers, dem diese Ausgabe gewidmet ist, sollte man in einer späteren Auflage (oder aktuell mit einer Korrektur) unbedingt beseitigen - auch wenn ihn eh jeder kenn/kannte..."
Erschienen in "Gitarre aktuell" II/15, Seite 27/28